Skip to content

Meine Mastodon-Instanz

Es ist schon einige Wochen her, seitdem Elon Musk Twitter gekauft und damit völlig auf den Kopf gestellt hat. Seit jeher ändern sich die geltenden Spielregeln der Plattform nahezu täglich willkürlich. Diese Gelegenheit habe ich nun genommen, um meinen eher wenig genutzten aber dafür schon sehr alten Twitter-Account zu löschen.

Fröhliches Maskottchen von Mastodon

Da mir schon seit einigen Jahren die Idee von dezentral strukturierten Netzwerken sehr gefällt, habe ich mir direkt einen eigenen Mastodon-Server aufgesetzt. Hierbei ist zu erwähnen, dass ich immer mal wieder Prototypen für eine art kleines dezentrales Netzwerk geschrieben hatte, die es aber nie bis zu irgendeiner Reife gebracht haben. Ganz unabhängig davon war der Nutzerkreis in meinem Umfeld auch immer so klein, dass es vermutlich nie mehr als eine Instanz gegeben hätte. Wieso nicht auf offene Software setzen, die jeder unter seiner eigenen Kontrolle laufen lassen kann und dabei ganz offen (im Sinne von APIs) ist. Der nächste Schritt zu Mastodon war also unausweichlich.

Mastodon-Server aufsetzen

Damit ich eventuell interessierten Followern auf Twitter rechtzeitig bescheid geben konnte, musste ich zuerst eine Mastodon-Instanz aufsetzen, damit ich anschließend einen letzten Tweet mit dem Link zum neuen Profil absetzen könnte. Der oftmals genannte Vorteil der Dezentralität ist für mich ein Kernpunkt von Mastodon, der mir super gefällt. Allerdings sehe ich auch, dass das für die breite Masse nicht attraktiv ist, da nur ein kleiner Teil der potentiellen Nutzer in der Lage sind, sich technisch einen Server zu mieten und dort Mastodon zu installieren. Vermutlich wird es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis man bei Hostinganbietern entsprechende Mastodon-Instanzen bestellen kann, so wie es heutzutage beispielsweise auch mit Wordpress möglich ist. Aktuell gibt es das jedoch nicht (soweit ich das gesehen habe) weswegen ich mir einen Root-Server nahm, eine neue Subdomain darauf zeigen ließ und endlich die eigentliche Software installierte. Da ich wegen der Stabilität gerne mit Debian arbeite, musste ich zuerst noch einige neue Paketquellen einrichten um beispielsweise die aktuelle Postgres- und NodeJS-Version zu installieren.

Sehr praktisch fand ich den Konsolengesteuerten Einrichtungsassistenten, den ich auch direkt mehrfach ausführen musste, da meine Vorstellungen einer optimalen Konfiguration nicht out-of-the-box funktionierten. Solche Punkte hatte ich beispielsweise beim Einrichten der Datenbank (nativ wird SSL von dem Assistenten nicht unterstützt, weswegen ich es anschließend von Hand nachrüstete) oder auch beim Konfigurieren des lokalen E-Mailsystems. Wenn man sich da als Techniker ein oder zwei Stunden reinarbeitet, ist das aber auch alles kein Hexenwerk. Generell kann man sagen, dass die ganze Software eigentlich recht gut dokumentiert ist.

Bei der Einrichtung wird man unter anderem auch gefragt, ob man beabsichtigt, diese Instanz nur zum Hosten seines eigenen Mastodon-Profiles zu benutzen oder auch andere Accounts dort liegen haben möchte. Aktuell wird auf meinem Server ausschließlich mein eigenes Profil gehostet und dafür ist auch alles konfiguriert. Dennoch möchte ich mir die Möglichkeit offen halten, später auch mal die Accounts meiner Freunde zu hosten, wenn jemand Interesse haben sollte.

Twitter Account löschen

Erst nachdem mein Mastodon-Server für einige Tage, ohne abzustürzen lief und nachdem ich mich ein wenig mit dem neuen System vertraut machte, setzte ich auf meinem seit 2012 bestehenden Twitter-Profil meinen letzten Tweet ab. Dieser Informierte alle über die URL zu meinem neuen Profil im Fediverse.

Wenn man sein Twitter-Konto löschen möchte, geht das gar nicht so einfach. Zunächst deaktiviert man sein Konto und erst nach einigen Tagen (ich glaube zwei Wochen) wird der Account dann wirklich gelöscht. Daher deaktivierte ich meinen Account auch direkt nach dem Absetzen des Tweets im Wissen, dass die Leute ihn weiterhin lesen können. Da mich aber noch interessierte, was Twitter alles zu mir gespeichert hatte, nahm ich mir auch noch kurz die Zeit, alle personenbezogenen Daten zu beantragen. Was für Informationen Twitter über zehn Jahre über mich gesammelt hatte und das, obwohl ich die Plattform nur sehr rudimentär nutzte, ist auch noch eine ganz andere Geschichte.

Seit der Löschung meines alten Accounts sind nun einige Wochen vergangen. Bereuen tue ich den Weggang aber nicht. Vermutlich liegt das aber auch an meiner sporaden Nutzung der Plattform. Denn mit einer ähnlichen Aktivität bin ich nun auch auf Mastodon unterwegs. Hin und wieder gucke ich mal, was es dort so in meiner noch kleinen Blase Neues gibt und noch viel seltener setze ich mal einen Tröt ab. Leser dieses Blogs kennen mein Veröffentlichungsintervall ja schon sehr gut. Trotz allem hoffe ich auf eine blühende Zukunft dieser Alternative. Ganz ohne Ironie kann man glaube ich sagen, dass Jan Böhmermann mitunter auch dafür verantwortlich ist, dass Mastodon plötzlich so einen Schub im deutschsprachigen Raum bekommen hat, ganz abgesehen davon, dass Elon Musk offensichtlich auch alles versucht, die Leute von seiner Plattform zu verjagen.