Skip to content

Vor über einer Woche ist mir mein Xiaomi Redmi 5 Plus auf die Straße gefallen. Eigentlich ist das kein Problem, weil es bis dato immer (zumindest für mich) als relativ robust galt. Aber nun war es wohl doch so weit, dass mir der Display kaputt gehen musste. Glücklicher weise funktioniere der Display noch und auch die Touch-Funktion lief einwandfrei. Allerdings wollte ich dieses mal nicht (wie beim letzten Handy) ein Jahr lang mit kaputtem Display herum laufen, weswegen ich entschloss, mir eine Schutzhülle und ein Reparatur-Set auf Amazon zu kaufen. Wie ich gerade gesehen habe, sind die Preise seit dem schon wieder um mehr als 10 Euro gestiegen. Nach nur zwei Tagen kam das Päckchen bei mir an und ich freute mich schon, endlich den Display austauschen zu können. Prinzipiell war ich überrascht, dass das überhaupt möglich ist, da heutzutage alle Geräte verklebt werden, was die Reparatur nahezu unmöglich macht.

Das Reparatur-Set

Leider gab es keine Anleitung bei dem Reparatur-Set, weswegen ich kurz im Internet suchte, und ganz schnell ein YouTube-Video fand, in dem der Vorgang gezeigt wurde. Beim ersten Schritt musste ich aber schon feststellen, dass es wohl nicht ganz so leicht werden würde, wie gezeigt. Der Display lies sich nicht vom Rest des Handys lösen, weil der Kleber einfach zu fest saß. Auch mit Hilfe des beigelegten Plektrons kam ich nicht zwischen Handy-Display und Rückseite. Eine Viertelstunde probierte ich mich aus, erzielte aber nur geringe Fortschritte. Erst als ich wirklich fest an die Sache dran ging und der Bildschirm dabei mehrfach riss, löste sich der Display. Nachdem ich meine blutenden Finger sauber gemacht hatte, konnte ich weiter machen. Relativ einfach ließen sich dann Antenne und Druckknöpfe entfernen und einige Kabel und Schrauben lösen.

Der Akku

Als das Mutterbrett entfernt war, kam als nächstes der Akku dran, der leider nicht verschraubt, aber dafür verklebt wurde. Im Video wurde das gesamte Handy auf eine Herdplatte bei 80°C gelegt, wodurch sich der Kleber wohl lösen sollte. Also legte ich die übrig gebliebene Hälfte meines Handys in den Backofen bei aber nur 60°C. Wer sich jetzt erstaunt am Kopf kratzt, dem sei gesagt:

Hardware in den Backofen (nicht aber die Mikrowelle!) zu legen, ist durchaus gängig und Hilft, weil beispielsweise Kontakte korrigiert werden, oder eben auch Kleber langsam nach gibt.

Nach drei Minuten holte ich die Technik wieder aus dem Backofen heraus. Als ich mit einem mitgeliefertem Tool den Akku anheben wollte, brach es aufgrund billiger Verarbeitung durch. Also nahm ich den Schraubenzieher, kam aber wohl ungünstig an den warmen Akku. An der entsprechenden Stelle sah ich es sofort glühen. Also pustete ich schnell woraufhin es aufhörte - um zwei Sekunden später wieder aufzuleuchten. in dem Moment wurde mir klar, dass ich schnell handeln muss, bevor der Akku in Flammen auf geht. Also holte ich schnell eine große Salatschüssel (aus Aluminium) und schob den Akku hinein, der schon angefangen hatte sehr stark zu qualmen. Innerhalb von wenigen Sekunden brachte ich den brennenden Akku vor die Tür und riss alle Fenster und Türen auf. Eine Stunde lang lag ein Rauch in der Luft, dessen beißender Geruch auf jeden Fall giftig gewesen sein muss.

Digitale Ruinen

Zuerst dachte ich, einen neuen Akku im Internet zu kaufen würde mir helfen und ich könnte einfach zwei Tage später an genau der Stelle weiter machen, an der ich mich befand. Allerdings sah ich schnell, dass der brennende Akku einige Kabel mitgenommen hatte und auch die eingebaute Netzteil-/Lautsprecher-/Mikrofon-Kombination teilweise geschmolzen war. Damit war für mich klar, dass ich mir das Handy neu kaufen kann. Selbst wenn ich für 60 Euro die passenden Ersatzteile bekommen hätte, wäre die Hülle vom Öffnen verkratzt gewesen.

So bin ich also seit dem Wochenende ohne Handy. Und nachdem ich vor einigen Jahren den kalten Entzug von Facebook gemacht habe, dachte ich, dass ich damit ganz gut klar kommen werde. Und tatsächlich muss ich sagen, dass ich glaube, dass alles ganz gut läuft. Auch wenn man plötzlich wieder mehr E-Mails schreibt als vorher, was aber eine ganz nette Abwechslung ist. Andererseits merke ich nun erst, wie abhängig man sich selbst (teilweise unbewusst) von einem Handy gemacht hat. Auf dem Weg zur Arbeit höre ich sonst Musik oder Podcasts über Spotify, das fällt nun weg. Mit Freunden Nachrichten in WhatsApp schreiben, fällt weg. Das ein oder andere Spiel spielen: Fällt auch weg. Um so mehr bin ich dann aber wieder froh, auch Dienste zu nutzen, die nicht auf das Handy limitiert sind, wie zum Beispiel Telegram, oder zumindest nur teilweise limitiert sind, wie Instagram (Nachrichten schreiben ist in der Web-Version nicht möglich).

Würde ich nicht wissen, dass ich sehr bald wieder ein Handy haben werde, in das ich meine gerettete SIM-Karte stecken kann, hätte ich noch ganz andere Probleme, weil sämtliche zwei-Faktor-Authentifizierungen (Online Banking, Google-Anmeldungen, GitHub, etc.) nicht mehr funktionieren. Ich freue mich auf jeden Fall darauf, sehr bald wieder online zu sein. Auch wenn meine aufgenommenen Bilder und Videos damit wohl weg sind.