Wo steht das Bloggen heute?
Ein Wandel
In den vergangenen Jahren hat sich das Internet verändert. Das kommt wenig überraschend, gibt es doch weniges in der Welt, bei dem die Veränderung so beständig ist, wie im Netz. War es vor einigen (inzwischen wohl eher vielen) Jahren noch an der Tagesordnung, seine Fragen in kuriosen, von irgendwelchen Hobbyisten betriebenen, Foren zu posten und anschließend zu hoffen, möglichst schnell (oder überhaupt) eine hilfreiche Antwort zu erhalten, so läuft der Informationsfluss heutzutage andersherum: Man fragt noch vergleichsweise selten Wissen aus dem Netz ab - Viel eher wird man bombardiert mit belanglosen Inhalten in Form irgendwelcher, nach Aufmerksamkeit bettelnden, TikToks, Shorts oder Reels.
Social Media ist ungesund
Einen wirklichen Mehrwert haben diese Kurzvideos in der Regel nicht. Schließlich geht es nicht mehr darum, dir bei einem konkreten Problem hilfreiche Infos zu geben, sondern dich an der Stange zu halten. Daher weiß man oft auch nicht mehr, was für ein Reel oder TikTok man noch vor 60 Sekunden gesehen hat.
Da Instagram auch noch damit angefangen hat, mir Inhalte auszuspielen, die mich aufregen sollen und so durch das Verfassen von richtigstellenden Kommentaren Interaktionen abluchst, frustriert mich dieses “Erlebnis” inzwischen viel mehr, als dass es mir gefällt. Es kann auch nicht gesund sein, wenn mir die ganze Zeit Inhalte unter die Nase geschoben werden, die mich nur sauer machen oder mich zumindest an der Menschheit zweifeln lassen.
Blogs sind Arbeit
Im krassen Gegensatz zu diesen bunten und schreienden sozialen Medien, steht das Bloggen - die Vorstufe zum ernsthaften Journalismus. Auf den ersten Blick erscheinen Blogs meistens langweilig und überdurchschnittlich nischig. Aber genau das macht den Reiz aus. Man muss Blog-Beiträge aufmerksam lesen und sich mal für ein paar Minuten konzentrieren, anstatt sich einfach von Belanglosigkeit berieseln zu lassen. Die Tatsache, dass eine Großzahl der Blogs selbst gehostet und je nach den Vorzügen des Bloggers gestaltet sind, macht die gesamte Blogging Szene unheimlich divers und jedes mal doch wieder spannend.
Meiner Meinung nach ist die Hürde, Inhalte ins Internet zu stellen heutzutage viel zu niederschwellig geworden. Das mag erst einmal wie eine gute Sache klingen, bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass wirklich jeder ganz intuitiv alles ins Netz posaunen kann und auch tut. Die Qualität leidet da oftmals drunter - gerade in Zeiten, in denen KI Einzug erhalten hat. Faktisch kann auch jeder einen eigenen Blog anlegen und genau den gleichen Schund dort posten, allerdings muss man sich dann erst einmal damit beschäftigen, wie man einen Blog anlegt und diesen vor allem unter die Leute bekommt. Da gibt es keinen Algorithmus, der die Inhalte in sekundenschnelle an tausende Menschen ausspielt - In diesem Kosmos passiert noch (nahezu) alles organisch und ist teilweise echte Arbeit.
Zwitter Microblogs
Das Microblogging bildet da eine Zwischenschicht, da der Einstieg dort auch sehr niederschwellig ist. Allerdings lassen sich herum krakelende Accounts immer noch schnell identifizieren und blockieren. Das lässt sich natürlich auf Social Media auch prinzipiell machen, aber das ist vielleicht einer der Gründe, wieso ich Microblogging bisher nie so wirklich anerkannt habe - aber vielleicht ist das auch nur meine arrogante Meinung. Ich möchte auch auf gar keinen Fall alle Leute, die auch eine Art Microblog betreiben da mit in einen Topf werfen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass gerade in Zeiten von Social Media das Bloggen eine besondere Rolle eingenommen hat. Es fühlt sich organischer und authentischer an. Gerne mal auch ungewohnt und holprig (dieser Blog ist das beste Beispiel dafür), aber das gehört dazu und macht auch irgendwie den Charme aus.