Warum bloggen wir eigentlich noch?
Die Frage, wieso ich eigentlich noch blogge stelle ich mir selbst tatsächlich häufiger. Schließlich monatarisiere ich meinen Blog nicht und habe durch die Abwesenheit einer Kommentarfunktion auch nicht so einen Austausch, wie es anderswo üblich ist. Und dennoch setze ich mich seit fast fünfzehn Jahren immer wieder an den Laptop und schreibe drauf los. Häufig auch ohne zu wissen, ob es überhaupt jemanden gibt, der meine Texte liest. Am Ende ist das für mich aber gar nicht so wichtig - oder ich rede es mir zumindest ein.
Dass die Überschrift wir anstatt ich sagt, zeigt aber auch schon mal, dass es trotzdem eine Art Gemeinschaft gibt. In diesem Beitrag spreche ich nur von mir, da ich nur für mich selbst sprechen kann. Das wir steht dort aber, weil dies eine Frage ist, die in diesen Tagen von einer Reihe von Bloggern beantwortet wird.
Technische Überzeugung
Als Software Entwickler bringe ich von Haus aus eine gewisse Begeisterung für die Technik mit. Daher habe ich mir früher sogar die Mühe gemacht, ein WordPress einzurichten und mit eigenen Erweiterungen zu spicken. Die Tatsache, dass das Produkt WordPress so weit verbreitet ist, machte es immer wieder zum Ziel diverser Script Kiddies, weswegen ich mindestens genau so viel Zeit in die Administration des Webservers und co. steckte.
Aus meiner Sicht gehört es für ITler zum guten Ton, eine eigene Domain zu besitzen und sich dort dementsprechend zu zeigen. Die eigene Seite ist immer ein Aushängeschild und zeigt, was man kann - oder eben auch nicht kann. Darum bin ich mit der Zeit mehrfach zwischen plain HTML, WordPress, Hugo und auch VitePress hin und her gesprungen. Gerade in den letzten Jahren war es mir sehr wichtig, in den Punkten SEO und Barrierefreiheit gut dazustehen und möglichst einen Score von 100 bei Lighthouse zu erreichen. Dadurch wirkt der gesamte Blog wesentlich schlichter und teilweise weniger spannend - aber ich mag es schlicht und funktional. So krass wie Fefe will ich es dann aber doch nicht durchziehen.
Seinen eigenen Blog zu betreiben hat aber noch einen riesigen Vorteil: Man hat die absolute Autonomie und kann alles selber entscheiden. Man muss sich zwangsläufig Gedanken machen, was man in die Welt trägt, wie man das macht, ob man durch Kommentarfunktionen im direkten Austausch mit Lesern stehen möchte, ob man sich mit einer bunt blinkenden oder einfachen Seite dastellen möchte, ob man in Kauf nimmt, Dienste von Drittanbietern einzubinden oder absolut autonom bleibt. Man ist nicht davon abhängig, dass ein Elon Musk nicht plötzlich die MicroBlogging Plattform kauft und alle Regeln ändert, oder dass bestimmte Funktionen nicht einfach kostenpflichtig oder sogar abgeschaltet werden. Klar: Man ist noch immer auf seinen Domain und Webhoster angewiesen, aber selbst den kann man im Zweifel wechseln.
Ich liebe beispielsweise RSS-Feeds, obwohl sie schon seit vielen Jahren immer wieder in diversen Fachzeitschriften für tot erklärt werden. Aber dennoch sind sie nicht ausgestorben, obschon einige Plattformen die RSS-Unterstützung bei ihren Diensten deaktiviert haben. Solche disruptiven Änderungen gab es über die Zeit immer mal wieder. Aber dennoch habe ich nie den Spaß daran verloren, neue Lösungen zu finden und weiter zu bloggen. Eines meiner lang gehüteten Geheimnisse ist übrigens: Dass ich sogar mal bei Blogspot war, mich dort aber so eingeschränkt fühlte, dass ich recht schnell was eigenens wollte.
Gedanken mit der Welt teilen
Auch wenn ich immer wieder der Meinung bin, dass ich der Welt eigentlich nicht wirklich etwas zu sagen habe, liebe ich es, mit dem Blog die Möglichkeit dazu zu haben. In Gesprächen mit Familie und Freunden stelle ich aber auch häufig fest, dass die Leute recht interessiert sind, wenn ich beispielsweise von meinen Erlebnissen und Reisen erzähle. Gerade im Fall meiner Reisen in die Ukraine in den letzten Jahren bin ich darum auch sehr froh, mal etwas dazu schreiben und so teilen zu können. Wer sich wirklich dafür interessiert, kann sich dann alles dazu durchlesen, ohne dass ich es aber jemandem auf die Nase binden muss.
Dieser Beitrag ist (meiner Meinung nach) ein schönes Beispiel dafür, dass ich häufig auch meine Gedanken recht unstrukturiert raus haue. Oft glaube ich, dass man meinen Gedankengängen nicht ganz so einfach folgen kann, da ich gerne mal springe. Aber auch da hat das Bloggen für mich den Vorteil, dass sich hier in der Regel nur Leute befinden, die sich das auch wirklich antun möchten und nicht durch irgendeinen komischen Algorithmus hier gestrandet sind.
Einblicke geben
Ich hatte es gerade schon einmal erwähnt: Ich liebe die Freiheit, über alles schreiben zu können, mit dem ich mich gerade so beschäftige. Wenn ich mich zum Beispiel mit einem neuen Hobby wie der Fotografie oder Photovoltaik beschäftige, kann ich hier recht unkompliziert meine Gedanken und Erfahrungen mit euch teilen. Eine Zeit lang versuchte ich das in Form von YouTube-Videos zu erledigen. Das ist aber wesentlich aufwändiger, erfordert mehr Planung und am Ende war ich mit den Ergebnissen nie so wirklich zufrieden. Darum sind ca. 25% aller Videos nie veröffentlicht worden. Beim Bloggen veröffentliche ich ebenfalls nicht alles von dem, was ich schreibe - der Output ist aber dennoch mehr.
In meiner Zeit im Internet hat sich das Bloggen immer wie ein roter Faden durchgezogen. Dabei gab es stille aber auch intensivere Phasen. Es ist die einzige Konstante über diese Periode.
Und aller Erwartungen zum Trotze stelle ich doch mehr und mehr fest, dass Leute diese Beiträge lesen. Mal werde ich in Gesprächen darauf angesprochen, oder erhalte E-Mails. Auch wenn es auf den Ersten Blick wie etwas recht Starres wirkt, sind Blogs immer sehr dynamisch und finden immer im Kontext einer Community statt. Die #BlogWochen2025 sind ein sehr gutes Beispiel und aktuell auch der Höhepunkt.
Der Blick in die Zukunft
Für meinen Teil kann ich versprechen, dass ich meinem Blog auch in den kommenden Jahren treu bleiben werde. Welche Änderungen es geben wird, steht auf einem anderen Blatt. Vermutlich haben sämtliche Leser meines Blogs sowieso auch einen Eigenen, solltest ausgerechnet du, lieber Leser, aber noch keinen eigenen Blog haben, kann ich nur dazu raten, es auszuprobieren. Und wenn du die ersten Gehversuche mit Blogspot oder sonst etwas machst. Mit der Zeit lernt man einiges dazu und man stellt fest, dass so ein eigener Blog niemals “abgeschlossen” ist.
Diesen Beitrag habe ich im Rahmen des Projektes #BlogWochen2025 geschrieben, worübr ich neulich schon schrieb.