Meine neue alte Schreibmaschine
Vorgeschichte
Leider hat es bei uns Zuhause im Frühjahr diesen Jahres gebrannt. Dabei ist leider der gesamte Hausrat weg gekommen. Einer der Gegenstände, die leider auch weg gekommen sind, ist meine alte Desktop-Schreibmaschine von Adler gewesen. Ich hatte sie immer sehr gemocht, da sie sehr robust und vor allem voll mechanisch, ohne jegliche Elektrick aus kam.
Der Antikmarkt
In der polnischen Stadt Hirschberg findet einmal im Jahr (letztes Septemberwochenende) ein riesiger Antikmarkt auf den Straßen statt. Ich meine auch gelesen zu haben, es sei einer der größten Straßenmärkte Europas. Dort wird alles verkauft, hauptsache es ist alt, oder sieht zumindest so aus. Neben einer Menge von Säbeln, gibt es alte Orden, Münzen oder auch Postkarten. Vereinzelt findet man auch Leute, die versuchen ihr Legoset aus den 90er Jahren zu verkaufen, aber hauptsächlich findet sich dort wirklich alles, was aus der Zeit kommt, als die Gegend noch Deutsch war. An einem Stand fiel mir sogar ein handgeschriebenes Reisebuch mit wenigen Fotos eines frisch verheirateten Ehepaars in die Hände. Es machte auch den Eindruck, als seien die Verkäufer das ganze Jahr mit einem Metalldetektor auf dem Felde und würden alles, was sie finden verkaufen wollen. Ich habe Körbe voll mit alten Türschlüssern gesehen, auch wenn mir nicht ganz klar ist, wieso irgendjemand daran Interesse haben sollte.
Auf solchen Märkten interessieren mich immer am meisten technische Geräte, ob es alte Analogtelefone, Schreibmaschinen oder auch Kameras sind. Bei Telefonen und Kameras gibt es allerdings immer die Schwierigkeit, dass man nur schwer die Funktionsfähigkeit testen kann. Würde ich beispielsweise eine achzig Jahre alte Kamera kaufen, säh sie sicher sehr schick aus. Ob sie aber noch in der Lage wäre, Fotos zu schießen, weiß man im Zweifel erst, nachdem man einen Film besorgt, eingelegt und die Fotos anschließend entwickeln lassen hat. Auf so eine Enttäuschung nach ein paar Tagen kann ich gerne verzichten. Eine Schreibmaschine hingegen zeigt sehr schnell, ob sie funktioniert oder irgendwelche Mängel hat. Daher hielt ich hauptsächlich danach Ausschau.
Die brother DELUXE 262 TR Schreibmaschine
Relativ früh sprang mir eine orangene Schreibmaschine von brother ins Auge. Sie gefiel mir auf Anhieb. Ich tippte ein wenig auf ihr herum und sah, die die Hebel die Buchstaben in das für Demozwecke eingespannte Papier hämmerte. Sie machte einen sehr guten haptischen Eindruck. Allerdings nahm ich mir vor, zuerst eine Runde über den Markt zu gehen. Schließlich könnte an jeder Ecke eine noch viel bessere Maschine auf mich warten. In den zwei darauf folgenden Stunden sah ich tatsächlich nur knapp eine Hand voll anderer Schreibmaschinen. Einige von ihnen waren auch sehr schick, allerdings wohl Desktop-Maschinen, also riesige Monster. Das wäre alleine schon beim Transport zum Auto, geschweige denn Platztechnisch im Auto während der Fahrt schwierig geworden. Daher kaufte ich am Ende tatsächlich die kleine, süße Schreibmaschine, samt Koffer, Papier, Tippex-Papier und dem originalen Garantieschein (leider schon 1980 abgelaufen) für einen vermutlich viel zu hohen Preis. Andererseits macht die Maschine auch bis jetzt noch immer einen sehr stabilen und gut gepflegten Eindruck. Ich habe noch keinen Defekt feststellen können. Darum verbrachte ich auch sehr viel Zeit in den darauf folgenden Tagen damit, sinnlose Zettel voll zu schreiben. Denn ein weiteres netter Feature ist, dass das Tintenfarbband neben schwarz auch rot enthält und ich also in zwei Farben schreiben kann.
Wenn ich alleine daran denke, wie viel ich bis jetzt schon mit der Maschine getippt habe, und vor allem, wie viel Spaß ich bisher mit ihr gehabt habe, ist sie eigentlich doch gar nicht so viel zu teuer gewesen. Und auch wenn man jetzt fragen könnte, wieso ich überhaupt eine Schreibmaschine haben möchte, wo das Korrigieren ja nur extrem aufwändig ist und man am Ende nicht mal den Text digital vorliegen hat, denke ich mir, dass gerade das auch die Vorteile sind. Gerade weil eine Korrektur relativ aufwändig ist, überlegt man sich vorab genau, was man tippen möchte. Und gerade die Tatsache, dass die Texte nicht digital vorliegen, macht für mich einen gewissen Reiz aus. Ein netter Nebeneffekt ist, dass sie immer sofort betriebsbereit ist und funktioniert, logischerweise auch ohne Strom. Wenn ich am PC tippe, muss ich aber zuerst einen Drucker suchen, der dann sowieso wieder nicht funktioniert.
Würde ich zum Beispiel meinen Blog nicht digital schreiben, also einfach herrunter rettern, sondern wirklich auf Papier, würde die Qualität vermutlich auch drastisch ansteigen. Aber sein wir mal ehrlich: Mir ist der Aufwand zu hoch, alles doppelt zu tippen und außerdem ist ja vielleicht auch gerade das der Charme dieses Blogs. ;)