Retro Computer Festival in Padderborn

Eine spontane Idee

Neulich hörte ich in den Nachrichten auf WDR2, dass das Retro Computer Festival in Paderborn stattfinden würde. Sofort stellte ich mir die Frage, wann ich eigentlich das letzte Mal im Heinz-Nixdorf Museum gewesen war und realisierte, dass es irgendwann vor über zehn Jahren, damals bei einem Schulausflug, gewesen sein muss. Also entschied ich, dass es mal wieder Zeit sei, nach Paderborn zu fahren. Auch wenn es im Radio kurz erwähnt wurde, wusste ich noch nicht genau, was mich erwarten würde.

Foto der Ikonischen Front des überwiegend braunen Gebäudes, in dem sich das Heinz Nixdorf-Museum befindet
CC BY-SA 4.0   Marius Timmer Ikonisches Gebäude, in dem sich das Heinz Nixdorf-Museum befindet

Sofortige Begeisterung

Als wir auf den Parkplatz fuhren, merkte ich schnell, dass es voll werden würde. Erst bei der zweiten Fahrt über den Parkplatz wurde vor mir eine Parklücke frei, die ich sofort wieder besetzen konnte. Für mich strotzt das alte braun verglaste Gebäude nur so vor ehemaliger west BRD, oder zumindest dem, was ich dafür halte. Über dem Eingang hängt ein großes Banner mit einem noch viel größeren Super Mario.

Generell mag ich die alten Nintendo-Spiele mit Mario, auch wenn bei uns Zuhause eher Sonic gespielt wurde (da meine Großmutter schon immer einen SEGA Mega Drive hatte). Allerdings hatte ich mir unter dem Begriff “Retro” noch ältere Technik vorgestellt. Nachdem wir das Gebäude betraten und ich erfreulicherweise feststellte, dass der Eintritt frei war, begrüßten mich direkt als erstes alte Fernschreiber. Ich war sofort begeistert, dass sich Leute wirklich die Mühe gemacht hatten, die ganz alte Technik wieder herauszukramen. Natürlich weiß ich, was Fernschreiber sind und ich hatte schon viele Videos von Leuten gesehen, die die Funktionsweise dahinter erklären oder die Geräte sogar modifiziert haben. Bisher war es mir aber noch nie gelungen, einen echten Fernschreiber in Person zu sehen.

Zu meiner Überraschung stellte ich auch fest, dass man die Fernschreiber dort nicht einfach hingestellt hatte, sondern sie in einem lokalen Fernschreiber-Netz zusammen geschlossen waren und untereinander kommunizierten. Herz dieses Netzwerkes war eine kleine und unscheinbar wirkende Fernmeldeanlage, die die Geräte untereinander sprechen ließ. Die Unterschiede der Geräte faszinierte mich auch: Da gab es zum einen im Grunde eine alte Schreibmaschine mit Wählscheibe und Lochkarten-Streifen am Rand und auf der anderen Seite fast wie Drucker aussehende Geräte. Und das Schöne dabei (wie auch bei fast allen anderen Geräten) war, dass man sich selbst dran setzen konnte, alles zu bedienen. Ich sah sogar Schilder, die dazu aufforderten, selber mal zu Tippen.

Foto einer alten Konsole mit einem hochkant gestellten Monitor, an dem das Spiel Vectrex mit Vektorgrafiken gespielt wird.
CC BY-SA 4.0   Marius Timmer Vectrex

Spielekonsolen

Wenn man einen Tisch weiter ging, befand man sich direkt bei allen alten Konsolen, die einem so in den Sinn kommen: SNES, Game Cubes, Commodore 64, Playstations und so weiter. Einige Konsolen waren durch viel kleinere und neuere Emulatoren (siehe C64 mini) vertreten, was aber am Spielspaß nicht viel änderte. Leider kam ich selber nicht dazu, an den Sega-Geräten Sonic zu spielen, da sie permanent von Kindern besetzt waren. Aber es war auch schön, Leuten beim Spielen und Lernen dieser Spiele zuzusehen, wenn sie zum ersten mal dran saßen. Einige Kinder spielten auch an einer Playstation drei, die aus meiner Sicht eigentlich überhaupt nichts retrohaftes an sich hat. Aber auf der anderen Seite ist sie auch schon einige Jahre alt und somit so alt, wie einige der Spieler, die damit spielten.

Bürocomputer

Weiter hinten kam ich dann eher weg von Spielekonsolen, hin zu Bürocomputern. Aber nicht nur der klassische C64, VIC 20, Amiga 2500 und co. waren dort vertreten. Ich hatte bisher immer nur von dem Z80-Klon der DDR (MME U880) gelesen, hier konnte ich ihn aber vor mir sehen, direkt verbaut in einem “Computer”. Natürlich haben diese Computer nichts mehr mit dem zu tun, was wir heute Computer nennen, aber alleine die Anzahl an Kassettenrekordern ließ mein Herz höher schlagen. Außerdem sah ich endlich mal ein PET 2001 im echten Leben und sah, dass Casemodding auch bei Retro-Computern ein Ding ist. Einige C64 hatten halb transparente Gehäuse und LED-Beleuchtung, die eher an heutige Gaming-Setups erinnern.

Auch wenn ich das alles für absolut unnötig halte, überlegte ich sofort, welche Möglichkeiten ich dahingehend bei meinem C64 oder auch VIC 20 (im Deutschen Raum übrigens Volkscomputer, also VC 20 genannt) hätte. Allerdings fiel mir dann wieder ein, dass ich sie erst einmal bleichen müsste, damit sie optisch wieder etwas hermachen würden.

Resume

Als Liebhaber der alten Technik war dieses Event für mich wirklich ein Höhepunkt. Gerne hätte ich mich noch länger dort aufgehalten und hätte noch das ein oder andere ausprobiert. Gerade die Fernschreiber faszinierten mich. Meine elektrische Schreibmaschine wollte ich schon mal als Drucker (eher Terminal) an meinen Computer anschließen. Mit so einem Fernschreiber-Netz geht das sicherlich auch ganz gut.

Wenn im nächsten Jahr also wieder das Retro Computer Festival im Heinz Nixdorf-Museum stattfindet, werde ich zusehen, wieder nach Paderborn zu kommen und euch noch einmal ausführlicher zu berichten. Ich kann euch nur empfehlen, es genau so zu machen.