Pistorius sagt nein zur Kanzlerkandidatur

Auf der Webseite der Tagesschau sah ich gerade die Eilmeldung, dass Boris Pistorius sich nicht als Kanzlerkandidaten der SPD aufstellen wird. Wenige Minuten später sah ich in meinem Instagram-Feed ein Video von unserem Verteidigungsminister, in dem er erklärt, wieso er nicht für eine Kanzlerkandidatur bereit steht. Mein erster Gedanke war: “Das hat er doch schon vor vier Tagen gesagt” gefolgt von: “Damit ist die müßige Diskussion nun hoffentlich vorbei”.

Sinnlose öffentliche Diskussion

Seit etwas mehr als einer Woche hörte man immer mal wieder, dass sich Person X oder Y dafür ausgesprochen hat, dass nicht mehr Olaf Scholz, sondern unser Verteidigungsminister Pistorius der Kanzlerkandidat bei der nächsten Wahl sein soll. Innerlich verdrehe ich dabei immer die Augen, weil damit klar ist, dass die kommenden Tage davon geprägt sein werden, dass sich verschiedene Leute für oder gegen den aktuellen Bundeskanzler Scholz stellen werden und eigentlich jemand anderen haben wollen, ohne dass diese Diskussion aber wirklich in die Öffentlichkeit gehört, geschweige denn ein vernünftiges Ergebnis finden würde. Wofür es viel mehr sorgt ist nämlich, dass die Bürger sehen, dass sich im Grunde alle uneinig sind und es wieder Streit gibt, was das Bild einer instabilen Regierung nur noch unterstreicht. Häufig habe ich auch den Eindruck, dass diese gesellschaftlichen Entgleisungen vielleicht sogar gewollt sind - allerdings von den falschen Leuten aus den falschen Gründen.

Wussten wir doch schon

Um so mehr habe ich mich vor vier Tagen gefreut, als ich im Feed der Tagesschau las, dass Boris Pistorius für sich keine Zukunft als Kanzler sehe - direkt sehr sympatisch. Zu meinem Erstaunen hielt das aber offensichtlich niemanden davon ab, weiter Pressemitteilungen zu veröffentlichen, wieso Pistorius die bessere Wahl als Scholz für das Amt des Kanzlers sei. Es hörte auch einfach nicht auf. Ich frug mich auch zunehmend, wie sinnvoll diese ganzen Diskussionen in den Zeitungen, Radiosendungen und co. denn sein könnten, wenn Herr Pistorius dem schon längst eine Abfuhr erteilt hatte.

Um so mehr habe ich mich heute Abend gefreut, als erneut die Meldung in den Nachrichten und ein Video von Pistorius mit seinem Statement herum gingen. Dieses mal scheint die Info auch bei den Leuten angekommen zu sein. Von dem, was ich so mitbekommen habe, ist ein großer Teil enttäuscht, da sich anscheinend viel Hoffnung gemacht wurde. Aber auch viele Leute scheinen seine Entscheidung zu respektieren.

Zum Glück besteht das Video nicht nur aus einem Satz, sondern liefert auch gleich eine umfassende Begründung für die Entscheidung unseres Verteidigungsministers. Er selbst wird aus dieser Sache auf jeden Fall gestärkt hervor gehen. Denn Teile seiner Begründung sind, dass er sein jetziges Amt nicht angetreten ist, um es als Sprungbrett für eine andere Karriere zu nutzen, aber auch, dass er genau dort ist, wo er sein will und sich unter anderem so in der Truppe auch Respekt verdient hat. Das nun alles weg zu werfen, wäre töricht. Dies zeigt meiner Meinung nach Entschlossenheit, Loyalität und irgendwo auch Eier aus Stahl.

Auf der anderen Seite finde ich natürlich trotzdem auch, dass er einen guten Bundeskanzler abgeben würde. Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist er im Verteidigungsministerium wohl am besten aufgehoben. Das bedeutet ja auch nicht, dass er nicht in den kommenden Jahren noch einmal antreten kann, wenn er wollte. Die Unterstützung bei den Bürgern und in der eigenen Partei hätte er mit Sicherheit.