Meine Eintritt in die SPD

Meine Vorgeschichte

Schon vor zwanzig Jahren habe ich damit begonnen, zusammen mit meinem Vater die Nachrichten zu sehen. Gerade in der Anfangszeit mag es eher darauf beruht haben, dass man so noch mehr Zeit miteinander verbringen konnte, aber mit der Zeit lernte man die Art und Weise, wie die Welt zumindest grundlegend funktioniert kennen. Es fühlte sich immer toll an, wenn man den Leuten in den Nachrichten die korrekten Namen zuordnen konnte und wusste, was diese Menschen wollten. Gepaart mit sehr viel Dokumentationen und vor allem Gesprächen mit meinem Vater habe ich so über die Jahre eine Menge Wissen anhäufen können. Wir sahen uns die alten Filme von Peter Scholl-Latour an und mein Vater erzählte immer wieder aus seinen Büchern zu Indochina und vor allem seiner Rolle im Iran 1971, was mich schon damals faszinierte. Nahezu jeden Sonntag lebte er eine alte Tradition meines Großvaters wieder auf und sah mit mir den Internationalen Frühschoppen oder den Presseclub auf Phoenix.

Leider haben sich unsere politischen Ansichten in den letzten Jahren immer weiter auseinander gelebt, aber dennoch habe ich gerne mit ihm über das Weltgeschehen gesprochen. Es half auf jeden Fall dabei, nicht nur die Ansichten der eigenen Blase zu sehen.

Meine Mitgliedschaft bei den Piraten

Vor acht Jahren trat ich der Piratenpartei bei, da ich davon überzeugt war, dass sie das Potential hatten, einiges zu verändern und vor allem zu modernisieren und so den Einstieg für Jedermann in die Politik zu vereinfachen. Wie sich bekanntlich herausstellte, stagnierte der Erfolg der Piraten, so dass sie heute wieder unter “Sonstige” fallen. Das alleine schreckt mich aber nicht davon ab, allerdings ist die Wirkungskraft einer Partei doch sehr daran gekoppelt.

Gerade weil die Partei so klein war (und es nach wie vor auch noch ist), gab es keinen Otrsverband in Coesfeld soweit ich weiß. Ich nutzte die Tools der Piraten und schrieb einige Nachrichten mit anderen Piraten, wurde ansonsten aber nicht aktiv.

Politik verändert sich

Seit dem ist wieder sehr viel passiert in der Welt. Im Osten haben wir nun nicht mehr nur die immer stärker werdenden rechten von der AfD sondern auch noch Frau Wagenknecht mit ihrer Einman-Show, die immer irrelevanter werdende FDP, die einen Regierungsbruch herbeigeführt hat und auf internationaler Ebene steht Trumps zweite Amtszeit bevor, nur dass es dieses mal nicht mehr so lustig (in Bezug auf Meme-Material) wird wie beim ersten mal. Schon im letzten Jahr hatten wie die Bauern, die meinten, nun die Regierung zu stürzen und endlich mal eine Starke Hand zu haben, die uns führt. Jetzt wo die Ernte eingefahren ist, sehe ich die selben Leute erneut in meinen Feeds beim verzweifelten Versuch, “nun auf ernst” zu machen. Positiv stimmt mich da aber, dass die Leute in den Kommentaren auch nur noch genervt davon sind. Der Haussegen hängt also schief (wann tat er das nicht?).

Um nun ein Zeichen (und sei es noch so klein) gegen die rechtsgerichtete Parteien zu setzen, ist es erneut an der Zeit, in eine demokratische Partei einzutreten. Dieses mal aber nicht alleine, sondern direkt mit ein paar Freunden zusammen. Die wichtige Frage ist nun aber noch:

In welche Partei kann man guten Gewissens eintreten?

Einerseits ist die Beantwortung dieser Frage echt nicht leicht, aber am Ende liegt die Lösung doch irgendwie auf der Hand:

Die Parteien am Rand fallen schon mal kategorisch raus: Die AfD ist ein Krebsgeschwür, welches es zu dezimieren gilt und die Linke ist nicht tragbar und sowieso nur mit sich selbst beschäftigt. Die aus ihr hervorgegangene BSW ist ohnehin eine Einman-Show von einer Frau, von der ich vor einiger Zeit noch etwas gehalten habe. Aber gerade die letzten Monate haben mir gezeigt, dass sie kein Profil hat und viel zu Russlandfreundlich ist.

In der Vergangenheit habe ich sogar mal auf Bundesebene für die FDP gestimmt, aber gerade unter dem Aspekt des provozierten Bruches der Regierung wird diese Partei nun erst einmal zurecht in der Irrelevanz verschwinden. Mit einem Eintritt in die Grünen hätte ich mich selbst verraten, auch wenn ich mit der Performance der letzten Jahre ganz zufrieden bin. In vielen Punkten kann ich die Partei auch nachvollziehen und finde sie unterstützenswert. Daher fand ich es gut, sie in der Regierung zu sehen. Und dann bleiben im Grunde nur noch zwei Parteien. In der Vergangenheit war ich schon mehrfach gegen Entscheidungen der CDU auf der Straße. In dieser Partei sehe ich mich nicht, auch wenn man ihr zu Gute halten muss, dass sie immer wieder für Stabilität steht. Dort einzutreten wäre aber wirklich einem Verrat meiner selbst gleich gekommen. Außerdem könnte ich es nicht vor mir selber rechtfertigen, in einer Union zusammen mit der CSU (und somit Leuten wie Markus Söder) zu arbeiten.

Meine Einstellung der SPD gegenüber ist da ein wenig anders. Genau wie bei der Union dachte ich immer, für mich ist diese Partei nichts, aber sie haben auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung im Bundestag. Ohne sie, würde dort auf jeden Fall etwas fehlen. Allerdings hat die Union in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass sie weder Politik für meine Generation noch für mich als Zielgruppe macht. Die Ziele der SPD sprachen mich immer eher an. Damit möchte ich aber keines Falls sagen, dass ich mit allen Entscheidungen der Partei zufrieden bin. Als ich 2018 und 2019 auf den Demonstrationen gegen Artikel 11 und 13 auf die Straße ging (z.B. in Köln oder Münster), vermittelte Katarina Barley unser Ansprechpartner und auf unserer Seite zu sein. Ihr wurden die vielen Unterschriften der Petition im Beisein von viel Presse überreicht und am Ende ist sie doch, ohne jeglichen Widerstand, eingeknickt. Das war wirklich ernüchternd und enttäuschte mich auch persönlich, da ich mehr Hoffnung in ihre Person, aber auch in den Rückhalt der Partei gesetzt hatte. Aber alles in Allem, verstehe ich die SPD einfach besser als die anderen und hoffe, in ihr vielleicht sogar etwas bewirken zu können.

Was erhoffe ich mir von dem Beitritt?

Ich möchte mir da nichts vor machen: Wohl kaum werde ich nächstes Jahr im Bundestag sein und dort große Veränderungen bewirken können. Aber der Beitritt wird auf jeden Fall dabei helfen, sich über Gremien oder vielleicht aus Aussschüsse einzubringen. Dabei besteht ja auch die freie Wahl zwischen der Europa-, Bundes-, Landes- oder Kommunalebene. Den Mitgliedern meines ortsverbandes habe ich bereits mitgeteilt, dass mein Ziel nicht unsere kleine Gemeinde oder die Kommune ist. Auf der anderen Seite würde es sich aber auch vermessen anhören, wenn ich direkt sage, dass ich mich auf Landes- oder Bundesebene einbringen möchte. Gerade in den Bereichen der Digitalisierung denke ich, dass ich einiges beizutragen habe. Schließlich bin ich nicht nur Millenial, wodurch ich das Leben ohne Internet kenne, aber mich dennoch ganz natürlich im Netz bewegen kann, sondern auch noch IT-Mensch, was in Kombination mit Politik häufig zu kurz zu kommen scheint. Zumindest wirkt Politik häufig so, als seien Gesetze mit guten Intuitionen verabschiedet worden, aber dennoch völlig weltfremd.

Ein netter Nebeneffekt ist außerdem, dass es ein wichtiges Signal sendet, wenn die demokratischen Parteien Zulauf (=Parteimitgliedschaften) erhalten. Das ist etwas, woran es bei den AfD-Leuten zum Glück noch scheitert.

Fazit für den Blog und Mastodon

Heutzutage ist es ja Gang und Gebe, zu allem Statements auf Twitter raus zu hauen. Das letzte, was ich aber machen werde ist, mir wieder einen Account dort zuzulegen. Da bleibe ich lieber auf Mastodon. Dementsprechend werde ich mich dort und auch hier im Blog häufiger mal zu den aktuellen Themen äußern. Irgendwie muss ich meine Ansichten ja mit den Leuten teilen, in der Hoffnung, Zustimmung zu erhalten. Ich kann mir auch gut vorstellen, meine Äußerungen in diesem Beitrag (z.B. in Bezug auf die anderen Parteien oder Geschehnisse) in zukünftigen Beiträgen weiter auszuführen.