Ein Landei in der Stadt

Wie ich in den letzten Tagen ja schon erzählt habe, befinde ich mich aktuell auf Dienstreise in Garching bei München. Das sind ja immerhin knapp 600 Kilometer weit weg von Zuhause. In dieser Zeit habe ich eine Menge gelernt. Ich laufe Gefahr, mich zum Vollidioten zu machen, wenn ich mich hier komplett oute, aber bisher war ich immer nur Bus und Regional-Bahn gefahren. In meinem ganzen Leben bin ich vor acht Jahren U-Bahn gefahren. Im Grunde war es das schon.

Öffentliche Verkehrsmittel vs. PKW

Es ist keine große Überraschung, dass eine Großstadt wie München nicht wirklich mit Münster zu vergleichen ist. Wäre ich (wie sonst auch immer) mit dem Auto gefahren, hätte ich wohl eine Menge verpasst. Denn wenn man im Stadtverkehr fest steckt und nicht vor oder zurück kommt, ist es fast in jeder Stadt gleich. Durch die Nutzung des Öffentlichen Nah- und Fernverkehrs habe ich eine Menge neue Eindrücke erhalten.

ICE fahren

Auf dem Weg nach Süden verlief die Fahrt im ICE eigentlich ohne Probleme. Kurz vor Fahrtbeginn hatte ich kalte Füße bekommen und mir doch noch eine Sitzplatz-Reservierung für 5,50 Euro gegönnt. Wie sich schnell raus stellte, war das zwar nett, aber gar nicht notwendig. Über die Reise hinweg wurde es zwar zeitweise auch mal voller, aber niemals so voll, dass jemand stehen musste. Auch das WLAN war größtenteils stabil, womit ich wirklich nicht gerechnet hatte.

Einzig auf dem Rückweg war ich etwas erstaunt, als ich kurz vorher keine Sitzplatz-Reservierung buchen konnte. Da dachte ich noch, dass es so kurzfristig einfach nicht mehr erlaubt ist. Als ich dann aber am Gleis stand und auf den ICE wartete, sah ich schon an den Anzeigetafeln, dass der Zug extrem kurz sein würde - verglichen mit dem Hinweg. In nur drei nutzbaren Wagons mussten alle unter kommen. Nur mit Mühe fand ich noch einen Sitzplatz neben einem Herren, der in Stuttgart wieder ausstieg, nur damit er umgehend durch die nächste Person ersetzt wurde.

Die Durchsage machte dann allen klar: So geht es nun bis Köln weiter. Dort würden dann alle Gäste in den regulär angedachten ICE umsteigen müssen - Etwas, womit ich gerade so noch klar kommen würde. Immerhin belief sich die Verspätung bei Ankunft auf nur 15 Minuten.

U-Bahn fahren

Als ich 2016 mit meinem besten Freund nach Kiew fuhr und wir dort zwei Internetfreunde trafen, zeigen die beiden uns einen kleinen Teil der Stadt. Dafür bewegten wir uns mit der Metro unterirdisch fort. Das was das erste mal, das ich U-Bahn fur. Ironischerweise war das zweite mal zu einer ähnlichen Zeit, als ich einen Freund in Bayern besuchte und ich mit einem FlixBus nach München fuhr und mich in der Stadt ebenfalls einmal per U-Bahn fort bewegte.

Als ich bei dieser Dienstreise nun in die U-Bahn stieg, dachte ich mir nicht viel dabei. Immerhin war mir klar, dass ich für eine U-Bahn die Rolltreppe nach unten nehmen sollte. Dass U-Bahnen allerdings nicht immer unterirdisch fahren, war mir bis dahin nicht klar. Ich war wirklich immer felsenfest davon ausgegangen, dass U-Bahnen ausschließlich unterirdisch fahren. Schließlich heißen sie ja so. Dementsprechend war ich überrascht, als ich mitten in der Fahrt plötzlich Tageslicht erblickte.

Mich faszinierte auch, dass ich am Gleis wartend schon eine Minute vor Ankunft der Bahn an Hand des Windes, der einem durch die Röhre entgegen kommt, merkte, wenn die Bahn kommt. Das erschloss sich mir sofort, aber dennoch musste ich sofort lachen. Eingestiegen in die erste Bahn, fühlte es sich auch direkt so an, als ob man mit Lichtgeschwindigkeit durch eine unterirdische Röhre geschossen wurde - nur um 1.000 Meter weiter wieder vollständig anzuhalten weil man das Zeil schon erreicht hatte.

Von Zuhause kenne ich es, dass Regional-Bahnen und Busse stündlich oder die Linien-Busse in Münster sogar alle zwanzig Minuten fahren. Das Prinzip, dass alle U- und S-Bahnen im Zwanzig-Minuten-Takt fahren hat mich aber trotzdem begeistert.

Deutschland-Ticket sei Dank

Auch wenn die ICE-Fahrt natürlich separat gekauft wurde, machte mir mein Deutschland-Ticket die Welt aber wesentlich leichter und entspannter. Zu keinem Zeitpunkt musste ich mir Gedanken machen, wie viel Geld ich nun zum Fahren von A nach B brauche. Sollte ich mal die falsche Strecke oder meine Haltestelle verpasst haben, könnte ich ja einfach wieder in die Gegenrichtung zurück fahren und hätte maximal zwanzig Minuten Zeit verloren. Gerade das Reisen in einer mir fremden Großstadt wurde dadurch echt erleichtert.

Das S in S-Bahn steht nicht für Straßenbahn?

Es gab eine weitere Erkenntnis, die ich fast nicht glauben konnte: Bisher war ich immer davon ausgegangen, dass das S in S-Bahn für Straßenbahn steht. Dementsprechend stieg ich in München-Pasing aus dem ICE aus und machte mich auf den Weg Richtung Straße. Dort sah ich ein paar Oberleitungen und reguläre Busse fahren. Ich beobachtete die Szenerie für fünf Minuten und stellte fest, dass trotz Oberleitung keine Straßenbahn zu sehen war. Ich ging wieder rein und frug bei der Information, ob es noch woanders eine Straßenbahn gäbe. Aber die Mitarbeiter der Bahn verwiesen mich nur wieder an die Stelle, die ich auch alleine gefunden hatte. Nach weiteren zehn Minuten (und einem Cheeseburger vom örtlichen Restaurants der goldenen Möwe) hatte ich noch immer keine Straßenbahn finden können. Ich ging also wieder in den Bahnhof rein und sah mich mal nach den Schildern um. Meiner Meinung nach sind die nur für Amateure angebracht. Aber es stellte sich raus: Ich bin auch einer. Ich folgte den Schildern zu einem regulären Gleis und war erschrocken, wie schnell diese vermeintlichen Straßenbahnen fuhren - Im Minuten-Takt! Vor allem bekam ich immer mehr den Eindruck, dass ich gar nicht mit einer Straßenbahn fahren würde. Enttäuschung machte sich breit.

Als ich auf der Konferenz den anderen von meinem Erlebnis berichtete, konnten es einige gar nicht fassen, dass ich fast noch nie U-Bahn gefahren bin und das Prinzip von S-Bahnen nicht kannte. Immerhin belustigte es die anderen und war direkt ein perfekter Eisbrecher.

Auch wenn ich jetzt schon weiß, dass ich Montag länger mit der Spesenabrechnung zu kämpfen haben werde als mir lieb ist, habe ich direkt wieder Bock auf die nächste Dienstreise. Vielleicht ja auch wieder mit dem ein oder anderen Kollegen zusammen.