Kommentare - Das Salz in der Blogsuppe

In den vergangenen Monaten habe ich durch die Blog Wochen viele neue Blogs kennen gelernt. Einige davon (zuerst Nur ein Blog, dann Dirks Logbuch oder auch Horst Schulte und von da aus so viele mehr) habe ich längere Zeit durchstöbert und nun den Eindruck, die Blogger hinter ihren Texten ein wenig kennen gelernt zu haben - obwohl ich nur mit den wenigsten von ihnen z.B. per E-Mail wirklich interagiert habe. Hin und wieder hat es schon was von einer parasoziale Beziehung.

Bei den meisten Autoren stolperte ich irgendwann über einen Beitrag, der die Motivation zum Bloggen behandelte. Schnell war dann auch vom Austausch mit den Lesern durch die Kommentare die Rede. Das kann ich sogar gut nachvollziehen.

Als ich mal Kommentare hatte

Man mag es kaum glauben, aber es gab eine Zeit, in der ich Wordpress benutzt habe. Auch wenn das schon viele Jahre her ist, erinnere ich mich noch gut daran, dass die Kommentarfunktion aktiviert war - es gab ja schließlich (anfangs) keinen Grund, von der Voreinstellung abzuweichen. Aber recht schnell merkte ich, dass inhaltliche Auseinandersetzungen mit meinen Beiträgen eine Seltenheit waren. Heute würde ich sagen, dass 90% der Kommentare billister Spam war. Immer wieder wurden englischsprachige Links zu irgendwelchen “medizinischen Produkten” (eigentlich immer Viagra-Pillen) geteilt, die ich dann händisch entfernte.

Im ersten Versuch aktivierte ich die Moderation der Kommentare, so dass sie erst veröffentlicht wurden, nachdem ich sie frei gab. So war schon mal sicher gestellt, dass kein Müll verbreitet wurde. Man kann sich aber vorstellen, dass dieser Prozess aufwändig war. Wenn ich mal ein paar Tage nicht rein guckte (das soll in Urlauben ja mal passieren) war die “Interaktion” erst mal auch tot.

Captchas waren damals erst auf dem Vormarsch und noch absolut nicht verbreitet. Sie wurden als noch nerviger empfunden, wie wir es heute tun. Mehr oder weniger wiederwillich entschloss ich mich aber zu dem Schritt und installierte ein passendes Plugin. Die Spam-Kommentare verschwanden nahezu vollständig, was mich echt happy machte.

Zur damaligen Zeit machte mir das Ausschließen der Spam-Kommentare aber vor allem eins deutlich: Entweder las niemand meine Beiträge oder die Leute antworteten einfach nicht. Das war ein wenig deprimierend. Dazu muss man aber wissen, dass ich damals noch sehr isoliert schrieb, wodurch niemand meinen Blog kannte und ihn auch nicht besuchte. Meine Freunde wussten natürlich, dass ich blogge, aber in der Regel verirrte sich von denen auch niemand auf meine Seite. Das änderte sich größtenteils erst vor ungefähr drei Jahren aus ganz anderen Gründen.

Ehrlich gesagt bestand der größte Austausch mit meinen Lesern damals darin, dass der Vater des Nachbarkindes mich auf meinen Blog ansprach und fragte, ob ich mir sicher sei, dass es gut sei, all das zu schreiben, was ich dort schrieb.

Der Wegfall der Kommentar-Funktion

Aus technischen Gründen, die ich beim Umstieg auf Hugo schon einmal erläutert habe, verließ ich WordPress. So fiel auch die Kommentar-Funktion weg. Auch wenn es trotz einer statisch generierten Seite möglich ist, Kommentare über einen zweiten Dienst anzubieten, bin ich diesen Schritt damals nicht gegangen. Aus meiner Sicht war (und ist) das eine unnötige Komplexität, die ich nicht brauche. Sicher: Es hätte einen gewissen Mehrwert, aber den Aufwand ist es mir dann doch nicht wert. Bisher habe ich die Entscheidung auch noch nie bereut.

Wenn jemand auf meine Blog-Artikel reagieren möchte, kann man mir jeder Zeit eine E-Mail oder noch viel lieber einen Beitrag im eigenen Blog schreiben (im letzteren Fall wäre eine Ping-Mail aber nett). Das ist natürlich eine gewisse Hürde, die man erst einmal nehmen muss - Aber ich sehe es eher wie ein Filter. Nur Antworten, die es dem Verfasser wirklich wert sind, schaffen den Weg zu mir, weil sich in der Regel niemand die Mühe macht, extra eine E-Mail für einen Einzeiler zu verfassen. Kommentare haben seit dem trotzdem noch ihren Weg zu mir gefunden - Sogar über Mastodon (da fällt mir ein, dass es meinem Mastodon-Server aktuell gar nicht gut geht).

Natürliches Filtern von Nachrichten

Den letzten Punkt möchte ich noch einmal hervorheben: denn er soll der Kern dieses Beitrags sein: Ich mag Reaktionen auf meine Beiträge. Allerdings sollen diese Reaktionen vernünftig artikuliert sein. In der Regel sind Kommentare, die ich in anderen Blogs lese, vernünftig artikuliert und meistens versteht man auch, was der Leser sagen möchte. Wenn man aber nicht die Möglichkeit hat, “mal eben” einen Kommentar unter einemBeitrag abzusetzen, überlegt man sich mindestens zwei mal, ob man nun wirklich meine E-Mail-Adresse raus sucht und eine komplette Mail schreibt, bei der man nicht weiß, ob sie jemals gelesen, geschweigedenn veröffentlicht wird. Wir reden hier aber von einer Funktion, bei der es aus meiner Sicht sinnvoll ist, sie umständlicher zu machen.

Als Analogie kann man an dieser Stelle auch soziale Netzwerke wie Facebook oder Instagram nehmen: Anfangs waren das echt spannende Orte im Internet, auf denen ich selber auchsehr aktiv war. Mit der Zeit steigt aber die Anzahl der Nutzer und es wird viel zu einfach, seine Gedanken (so verschroben sie auch sein mögen) in die Welt zu schreiben und Reaktionen zu erhalten. Meine Gedanken in diese Richtung habe ich schon einmal mit euch geteilt. Aus diesem Grund bin ich auch ein Freund von IRC-Chats (auch wenn ich es eigentlich nicht mehr nutze) und Mailing-Listen: Diese Mechanismen sind schön umständlich und zwingen den Nutzer dazu, sich damit auseinander zu setzen, was man eigentlich macht.