Algorithmen großer Plattformen spinnen
Etwas hat sich verändert
Anfang des Jahres scheint sich im Internet einiges geändert zu haben. Allerdings handelt es sich dabei nicht um irgendetwas Offensichtliches - oder vielleicht doch? Die Plattform, die ich am meisten benutze ist leider Instagram. Mir selber wäre es lieber, wenn es nicht so wäre und ich versuche auch schon seit Langem Meine Bildschirmzeit in dieser App zu reduzieren - aber ganz los gekommen bin ich noch nicht davon.
Der Algorithmus weiß, was dir gefällt
Immer wieder komme ich dabei auf die sogenannte “Entdecken”-Seite, auf der mir Inhalte anderer Nutzer auf Grund des Sehverhaltens meiner Kontakte vorgeschlagen werden. Selbst auf der Startseite, auf der sich früher nur der Feed (also die Posts der eigenen Kontakte) befanden, wurde inzwischen alles durch Vorschläge ersetzt. Lediglich der erste gelistete Beitrag dort stammt von einem meiner Kontakte. Es lässt sich auch einstellen, nur die Beiträge der eigenen Freunde anzuzeigen, aber leider erlaubt es mir die App nicht, diese Einstellung auch dauerhaft zu speichern.
Oftmals empfinde ich es schon als persönliche Beleidigung, wenn ich sehe, was mir der Algorithmus um die Ohren hauen will. Mindestens 30% der Reels sind nur noch Rangebait und bringen mich auf die Palme. Und auch wenn ich merke, dass das offensichtlicher Schund ist, den ich da sehe, macht es mich sauer.
Zuerst dachte ich einige Wochen lang, dass ich die App anscheinend anders nutzen würde als zuvor, da mir nur noch politisch und sexuell aufgeladene Inhalte angezeigt wurden. Und auch wenn ich durchaus an Politik interessiert bin, merkte ich mit der Zeit, dass es vielen Nutzern der App so steht. Bei Twitter wurden damals ebenfalls viele Änderungen am Algorithmus vorgenommen, dank Elmo und seinen Ambitionen, die Plattform etwas zu politisieren - und somit illegal in u.A. den deutschen Wahlkampf einzugreifen.
Steckt da Politik hinter?
Ein begründeter Verdacht von mir ist, dass durch den Amtsantritt von Donald Trump Unternehmen wie Twitter, Meta, Apple, Microsoft und co. mit einem mal sehr hörig wurden und ganz offen zeigten, wie opportun sie sind. Damals kündigte Meta auch an, nichts mehr gegen Falschbehauptungen machen zu wollen. Dazu kommt aber auch, dass durch künstliche Intelligenz generierte Inhalte inzwischen wesentlich verbreiteter sind, da die Hürden für die Nutzung quasi null sind.
Doomscrolling
Da meine Bildschirmzeit aus meiner Sicht schon immer zu hoch war, versuche ich darauf zu achten, nicht beim sinnlosen scrollen hängen zu bleiben. Allerdings hat auch ein App-Timer, der die App nach mehr als 30 Minuten am Tag beendet, nicht wirklich was gebracht. Ich könnte kotzen, wenn ich plötzlich bemerke, dass ich gerade fast eine Stunde damit verbracht habe, mir Dinge anzusehen, die ich mir nicht ansehen wollte - und es war nicht einmal gut. Man behält erstaunlich wenig von dem, was man da eigentlich gesehen hat und es bringt einem im Leben auch wirklich nicht weiter.
Was ich mache
Einen App-Timer zu nutzen, um die Zeit auf diesen Plattformen zu verringern, ist schon mal ein guter Ansatz. Allerdings ist es viel zu einfach, wenn die Zeit abgelaufen ist, auf Snooze zu drücken und ungehindert weiter zu machen.
Eigentlich läuft es mir zuwider, den Algorithmus explizit darüber zu informieren, was für Inhalte mir gefallen oder eben auch nicht (schließlich wird damit eine noch viel personalisierte Bubble geschaffen), hilft es sehr, bei einigen Beiträgen anzugeben, dass sie (und alle ähnlichen Sachen) einem nicht gefallen. Fünf Minuten lang habe ich auf der Entdecken-Seite alle offensichtlichen Reels von Onlyfans-Menschen als uninteressant markiert. Hier und da taucht manchmal noch was auf, aber die große Flut ist weg. Genau das selbe habe ich bei offensichtlichen ausländerfeindlichen Rangebait-Reels irgendwelcher AfD Spackos gemacht. Die brisante Komponente ist hier, dass ich mich oft wissentlich triggern lasse und kommentiere, was das denn für ein Schmutz-Beitrag ist. Mit der Folge, dass Tagelang mein Handy Benachrichtigungen bekommt, weil mir Leute eher weniger nette Antworten darauf geben. Und ehrlich gesagt ist mir meine Lebenszeit viel zu schade dafür. Aber der braune (oder inzwischen blaue) Schmock auf Instagram (und noch viel mehr auf Facebook) ist echt nicht mehr auszuhalten.
Außerdem hat es einiges geholfen, Benachrichtigungen dieser Apps auszuschalten und -so doof es auch klingt- zu RSS zu wechseln. In meinem RSS-Feed habe ich die Nachrichten, YouTube-Kanäle und Reddit-Profile eingebunden, mit denen ich bewusst Zeit verbringen möchte. Für Instagram braucht man da noch eine Bridge, aber auch das ist prinzipiell möglich. Es gibt mir einfach viel mehr Seelenfrieden.
Fazit
Um ein einigermaßen vernünftigen Schluss zu finden, kann ich nur empfehlen, dass ihr euch auch aktiv damit auseinander setzt, womit ihr online eure Zeit verbringt und wie ihr das zu euren Gunsten optimieren könnt.
Achja: RSS lebt!