Interpals

Meine Erfahrungen mit Interpals

Finden der Plattform

Inzwischen ist es einige Jahre her, dass ich mir einen Account auf Interpals angelegt habe. Die älteste nachricht, die ich finden konnte, wurde im August 2010 geschrieben. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch schon zu dem Zeitpunkt einige Monate dort angemeldet war. Damals bemerkte ich, dass mir das Internet die Möglichkeit gibt, mit Menschen auf der ganzen Welt zu schreiben. Ich wusste zwar nicht, wieso jemand wildfrmedes mit mir schreiben wollen sollte, aber dennoch war ich mir ziemlich sicher, dass es noch andere Menschen auf der Welt geben muss, die genau die selbe Idee haben. Bis dahin begrenzten sich meine Erfahrungen im Internet auf E-Mail, SchülerVZ, ICQ und die Anfänge von Facebook. Aber trotzdem fand ich einige Plattformen, um sich mit Leuten auf der ganzen Welt auszutauschen. Schliesslich fand ich eine Seite, die mit Brieffreundschaften warb. Trotz meines durchschnittlichen bis schwachem Englisch meldete ich mich dort an, wo es mir am wenigsten unseriös wirkte. So kam ich zu Interpals und legte mir dort mein Profil an.

Englisch Skills

Im Englisch-Unterricht bin ich nie wirklich gut gewesen. Von Anfang an steckte ich im Grundkurs, in dem ich meine Vokabeltests alle der Reihe nach mit fünfen schrieb. Allerdings war der Grund dafür wohl eher, dass ich einfach keine Lust auf die Tests hatte und es mir auch recht unwichtig war, gute Noten zuschreiben. Relativ schnell stellte ich aber beim Anlegen meines Profiles fest, dass ich (zu meiner eigenen Überraschung) die absoluten Grundlagen der Sprache beherrschte. Bei den ersten Konversationen mit anderen Menschen stellte ich dann aber schnell fest, dass mir das auf Dauer lange nicht ausreichen würde. Im Nachhinein kann ich sagen, dass meine Motivation Englisch zu lernen zum Großteil darin bestand, mit anderen Leuten auf Englisch kommunizieren zu können. Schulisch wurde ich in dem Fach nur minimal besser, weil es mich nach wie vor nicht interessierte. Gerade in der Anfangsphase hatte ich einige Gespräche mit Leuten aus Großbritannien und Amerika, die am Ende an der Sprachbarriere scheiterten.

Aus dem Grund habe ich dann mehr und mehr mit Leuten aus anderen Ländern geschrieben. Denn wie ich merkte, sprachen viele Polen, Ukrainer etc. Englisch genau auf meinem Level. Hin und wieder passiert es, dass man Nachrichten aus beispielsweise Afrika bekam, in denen das Englisch noch unverständlicher war als mein eigenes.

Ich behaupte mal einfach, dass meine Sprachkenntnisse mit der Zeit wesentlich besser geworden sind. Zwar zweifel ich hin und wieder noch immer daran, dass mich die Gegenstelle überhaupt versteht, aber das wohl zu Unrecht. Wobei ich mir auch nicht sicher bin, ob es wirklich ganz okay ist, oder diese bestätigenden Nachrichten dann nur Höflichkeit sind. Worauf ich hinaus will ist, dass man auf jeden Fall mit der Zeit dazu lernt und sogar so etwas wie Spaß findet. Also nicht an der Sprache, sondern eher an der Kommunikation.

Mein Profil

Nach der Registrierung musste ich erst einmal ein vernünftiges Profil anlegen. Also habe ich einfach zwei, drei Bilder von mir hochgeladen und versucht (so gut es ging) die wichtigsten Angaben zu machen. Mir fällt es noch nicht einmal im Deutschen leicht, mich selbst zu beschreiben. Dementsprechend war auch schon immer die Qualität meines englischen “about me”. Angaben wie Lieblingsfilme, -Bands, -Sprüche, etc. kamen noch dazu und dann sollte es auch reichen, um einen ersten Eindruck von mir zu gewinnen.

Schnell stellte ich aber fest, dass sich im Internet eine Menge Menschen aufhalten. Viele nette Leute, mit denen man sich ganz gut unterhalten konnte. Aber eben auch die, bei denen Mutter früher sagte: “Steig nicht zu dem Mann ins Auto”. Ich glaube es ist klar worauf ich hinaus will.

Im Laufe der Zeit haben sich schon einige interessante Diskussion ergeben. Unabhängig von diesen verlorenen Seelen. Eine der ersten Nachrichten die ich bekam war beispielsweise sehr lang und stellte mir die Frage, ob ich die rote oder die blaue Pille nehmen würde. Abgesehen davon, dass man inzwischen weiß, was es sonst noch für blaue Pillen gibt, fand ich diese Matrix-Anspielung schon “damals” sehr lustig. Gerade neulich hatte mich noch ein Amerikaner angeschrieben und gefragt, ob ich wüsste, dass im Jahre 2050 20% der deutschen Bevölkerung muslimisch sein werden. Es war eigentlich eine sehr kurze Nachricht, und ich weiß, man soll die Trolle nicht füttern1. Aber es war halt schon spät. Und da habe ich mich wirklich eine Stunde lang mit einem (wie sich im Gespräch heraus stellte) amerikanischem Nazi über die deutsche Migrationspolitik angelegt. Zeit, die man leider nicht mehr zurück bekommt. Man muss also immer abwägen, auf welche Gespräche man sich ein lässt. Aus diesem Grund gibt es auf Interpals auch die Möglichkeit, Filter zu setzen. So passiert es oft, dass man Profile antrifft, die nur von “female members” oder auch allen außer “arabic members” angeschrieben werden können.

Brieffreundschaften

In der Zeit habe ich aber zum Glück mehr positive als negative Erfahrungen gemacht. Schön ist es zum Beispiel immer, wenn man mit jemandem über längere Zeit schreibt, und dann irgendwann beginnt, sich gegenseitig, richtige echte auf Papier geschriebene Briefe oder Postkarten zu schreiben.

Aus der Ukraine habe ich beispielsweise meine erste Postkarte bekommen. Auf der Rückseite befand sich ganz oft das Ukrainische Wappen, was schon sehr cool aussah. Mit einer Bekannten aus Polen habe ich auch Schokoladentafeln ausgetauscht. Leider sind ausgetauschte Briefe oder Postkarten keine Garantie dafür, dass man eine lang andauernde Freundschaft hat. Aber auch wenn man nicht mehr zu jedem Kontakt hat, war es im Nachhinein auf jeden Fall eine schöne Erfahrung. Alleine schon, weil sich meine Mutter damals fragte, welches Mädchen mir denn Schokolade per Post schicken würde.

Gute Freunde

Hin und wieder passiert es aber auch, dass so eine Bekanntschaft nicht nur eine Brieffreundschaft bleibt. Vor inzwischen vier Jahren habe ich zum Beispiel einen Ukrainer angeschrieben, mit dem ich seit dem eine gute Freundschaft habe. Praktischer weise spricht er fließend Deutsch, so dass man auch problemlos miteinander skypen oder telefonieren kann. Gefreut hatte ich mich auch, als ich erfuhr, dass er eine Freundin gefunden hatte, die mit ihm zusammen auch Deutsch lernte. Im Sommer 2016 war ich zusammen mit meinem besten Freund viele Länder in Osteuropa besuchen. Unter Anderem waren wir dabei auch in Kiew und haben uns mit dem Ukrainischen Pärchen getroffen. Das war das erste mal, dass ich jemanden aus dem Ausland besucht hatte. Es war ein wenig merkwürdig, weil man in Kiew (also einer unbekannten Stadt) an dem Maidan stand und sich mit zwei Leuten traf, die man noch nie zu vor im echten Leben gesehen hatte. Dennoch kannte man sich schon recht gut. Dieses Gefühl schwand nach kurzer Zeit, aber es war schon sehr interessant. Letztes Jahr wollten die beiden nach Deutschland kommen und waren daher in Berlin. Da ich persönlich aber nicht finde, dass Berlin repräsentativ für Deutschland ist, habe ich den beiden empfohlen nach Münster zu kommen, was sie auch gemacht haben. Nach eigenen Aussagen hatte es beiden auch sehr gefallen. Ich bin echt mal gespannt, wann wir uns das nächste mal wieder treffen werden.

Außerdem habe ich eine weitere Freundschaft mit einer Amerikanerin schließen können. Lustigerweise sind wir am gleichen Tag geboren. Durch diese Besonderheit sind wir uns gegenseitig vor sieben Jahren aufgefallen und hatten daher auf jeden Fall miteinander zu schreiben. Im Gegensatz zu meinen Ukrainischen Freunden, wird sie diesen Post wohl erst lesen können, wenn ich ihn übersetzt habe, aber das ist etwas, was ich auf jeden Fall noch machen werde. Sehr lustig fand ich es, als ich einmal eine Nachricht einer wildfremden Person aus Mexiko bekam, mit der Aufforderung, ein ganz kurzes Video zu machen, in dem ich jemandem zum Geburtstag gratuliere. Wie sich heraus stellte, war das ihr damaliger Freund und das Geburtstagskind war sie. Ihr seht, ich bin leicht zu begeistern.

Schlusswort

Schlussendlich kann ich auf jeden Fall sagen, dass ich es nie wirklich bereut habe, mich auf Interpals anzumelden. Die Seite hat oft Bugs und es gibt weder eine releaste Mobil-Version der Webseite noch eine App, aber die Möglichkeit Leute kennen zu lernen ist dort auf jeden Fall groß. Wenn man bei den ersten Nachrichten direkt einen guten Draht zueinander hat, wechselt man sowieso schnell zu Skype, WhatsApp oder anderen heutzutage hippen Anwendungen. Ich kann also nur empfehlen sich zumindest einmal dort anzumelden und es sich selber anzusehen.